Die Rolle excitatorischer Neurotransmittersysteme bei der Entstehung von Abhängigkeit und Sucht
P.A. Löschmann
Tierexperimente zeigen, daß excitatorische Transmittersysteme sowohl an Entstehung von Abhängigkeit, sowie der Entzugssymptomatik beteiligt sind. Es konnte gezeigt werden, daß Substanzen mit Abhängigkeitspotential, wie Phencyclidin, Ethanol und möglicherweise Opiate direkt oder indirekt über NMDA Rezeptoren bzw. an sie gekoppelte Ionenkanälen wirken.
Mäuse zeigen bei chronischer Behandlung mit Diazepam spontane Krampfpotentiale im EEG und deutliche Veränderungen der Krampfschwellen durch AMPA, Kainat und NMDA. Abhängig vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns betreffen die Veränderungen Rezeptorsysteme in unterschiedlichem Ausmaß. Gibt man AMPA-Antagonisten (z.B. NBQX) während der Phase erniedrigter Krampfschwellen für AMPA, sind Krämpfe im EEG und andere Verhaltensveränderungen der Tiere aufhebbar. So ist anzunehmen, daß excitatorische Neurotransmittersysteme eine wichtige Rolle bei der Abhängigkeitsentwicklung spielen und daß ihre selektive Beeinflussung potentiell neue Wege - etwa für die Pharmakologie des Entzugs - eröffnen kann.
In diesem Projekt soll die Abhängigkeitsentwicklung von Morphin, sowie der Morphinentzug zunächst systematisch an der Ratte untersucht werden, sodann dieBeeinflussung von Abhängigkeitsentstehung, Sensitivierung, Toleranz und Entzugssymptomatik durch rezeptorsubtyp-spezifische Antagonisten excitatorischer Aminosäuren. Schließlich soll geklärt werden, an welche Hirnstrukturen die Abhängigkeitsentwicklung und Entzugssymptomatik gebunden sind.